Das Weingut liegt in
Saint-Émilion im gleichnamigen Bereich (Bordeaux). Im Jahre 1989 kauften Jean-Luc Thunevin und seine Frau Murielle Andraud eine kleine Parzelle von 0,6 Hektar Größe zwischen
Château Pavie-Macquin und
Château La Clotte. Es erfolgte eine Beratung durch den bekannten Starönologen Michel
Rolland. Der erstproduzierte Jahrgang war 1991. Die Rebflächen wurden in der Folge stark vergrößert; im Jahre 1998 durch Kauf des ehemaligen Château Bel-Air Ouy in Saint-Etienne de Lisse. Auf dem Weingut wird einer der berühmtesten
Garagenweine produziert. Thunevin gilt als Erfinder dieser extremen Vorgaben und damit perfektionistisch hergestellter Weine, sowie sein Weingut als absolute Top-Adresse. Eine Besonderheit ist, dass im Jahre 2012 die Klassifizierung von „Grand Cru“ auf „Premier Grand Cru Classé B“ gelungen ist.
Die Weinberge umfassen insgesamt 15 Hektar Rebfläche. Neun Hektar sind mit den Rotweinsorten
Merlot (66%),
Cabernet Franc (33%) und Malbec =
Cot (1%) bestockt. Aber nur ein Teil davon aus besten Lagen wird für den Erstwein verwendet. Der Jahrgang 2000 stammte von nur 3,5 Hektar und wurde aus Merlot (70%) und Cabernet Franc (30%) assembliert. Das erste Geheimnis der hohen Qualität ist eine extreme Ertragsbeschränkung, auf einem Rebstock wachsen nur sechs Trauben. Es erfolgt systematische
Entblätterung, sowie rigoroses
Ausdünnen. Jede nicht zu 100% korrekte Beere wird entfernt. Es wird eine optimale
physiologische Reife der Trauben abgewartet.
Für den Erstwein wird nur der
Vorlaufmost wird verwendet (kein Pressen), außerdem erfolgt kein
Schönen und keine
Filtration. Dann wird der Wein 18 bis 22 Monate in zu 100% neuen Barriques ausgebaut. Bei den Jahrgängen 1995 und 1996 erfolgte sogar ein Ausbau in 200% neuer Eiche. Zuerst wurde die
malolaktische Gärung in zu 100% neuen Barriques durchgeführt, danach erfolgte die
Soutirage (Trennen vom Hefesatz) und anschließend ein Umfüllen in wiederum 100% neue Barriques. Der Jahrzehnte lagerfähige Wein besitzt eine extrem dunkle Farbe, ungeheuer dichte Extrakte und ausgeprägte
Tannine. Der Verkauf erfolgt ausschließlich in
Subskription. Eine Flasche kostet zumindest € 300. Ältere Jahrgänge zählen zu den
teuersten Weinen der Welt.
Der Zweitwein heißt „Virginie de Valandraud“ und ist nach der Tochter benannt. Er wird ähnlich vinifiziert, aber dazu Presswein verwendet. Weitere Weine heißen „Clos Baron Thunevin“ (von 6,5 Hektar eigener Weinberge, je 50% Merlot und Cabernet Franc) und „L’Interdit de Valandraud“ (wie der Erst- bzw. Zweitwein). Letzterer wird von zwei Hektar produziert, die Rebflächen werden mit Plastikfolien bedeckt, um die Wurzeln vor Regen zu schützen. Die
INAO hat ihn jedoch als Tafelwein deklassiert. Mit „L’Interdit“ (auf deutsch „Der Verbotene“) hat Thunevin sichtlich humorvoll auf den INAO-Beschluss Bezug genommen bzw. sehr pointiert dagegen „protestiert“. Seit dem Jahrgang 2001 wird auch ein
koscherer Rotwein aus Merlot und Cabernet Franc produziert.