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Regionen

Umfassende Beschreibung aller europäischen Anbaugebiete, ihrer Rebsorten, Traditionen und gesetzlichen Regeln mit Karten.

Bordeaux - Beschreibung

Die Region Bordeaux zählt wohl zu den bekanntesten Weinbaugebieten Frankreichs, die um den ersten Platz der qualitativ „besten Weine“ rittern. Die gleichnamige Stadt ist die Hauptstadt des Départements Gironde mit dem gleichnamigen Mündungstrichter im Südwesten Frankreichs und gilt als eine der schönsten Weinstädte der Welt. Der griechische Historiker Strabo (63 v. Chr.-28 n. Chr.) schreibt, dass er bei seinem Besuch in „Burdigala“ ungefähr 20 n. Chr. keinen Weinbau vorgefunden hätte. Dies wird aber von Plinius dem Älteren (23-79) wenige Jahrzehnte später nicht bezeugt. Dies bedeutet, dass die Römer um 50 n. Chr. hier den Weinbau begründet haben. Das heutige Gebiet Bordeaux gehörte 300 Jahre zu England (1154-1453) und in dieser Zeit nahm der Weinbau durch den Weinhandel nach England und Flandern bedeutenden Aufschwung. Dies führte zur Gründung von großen Handelshäusern und dem historisch bedeutsamen Bordeaux-Weinhandel.

Ab Ende des 17. Jahrhunderts begann in großem Stil im Bordeaux eine breitflächige Rebenbepflanzung vor allem im Médoc. Auf Grund dessen wurde damals die Bezeichnung „Fureur de planter“ (Pflanzwut) geprägt. Dies legte die Basis für die heutigen Rebflächen. Zu den größten Weingutsbesitzern zählte Marquis Nicolas-Alexandre de Ségur (1697-1755). Im Jahre 1925 setzte der Landwirtschafts-Professor und Abgeordnete des Département Gironde Joseph Capus (1867-1947) entscheidende Initiativen bezüglich des kontrollierten Herkunftssystems (siehe Appellation d’Origine Protégée) in Frankreich, was zur Gründung des Institutes INAO (Institut National des Appellations d’Origine) führte. Eine im Mittelalter gebräuchliche Bezeichnung für das gesamte „Bordeaux-Hinterland“ beginnend ab Bordeaux aufwärts der zwei Flüsse Garonne und Dordogne war Haut-Pays.  Anlässlich der Weltausstellung in Paris 1855 wurden bestimmte Bordeaux-Weine in Qualitäts-Klassen eingeteilt; es waren fast ausschließlich Weine aus dem Bereich Médoc. Diese berühmte Bordeaux-Klassifizierung ist nahezu unverändert gültig.

Bordeaux = Cuvée und Barrique-Ausbau

Die Gleichung „Bordeaux ist französischer Rotwein“ ist angebracht, denn kein anderer Wein wird (neben Burgund) so mit Frankreich assoziiert wie dieser. Gant typisch für Bordeaux sind mit großer Kunsfertigkeit aus mehreren Rebsorten verschnittene Weine, bzw. Cuvées, was hier nicht einfach als Verschnitt, sondern als Assemblage oder poetisch als Marriage (Vermählung) bezeichnet wird. Das hat sich auch zu einem Standard unter dem Begriff Bordeaux-Verschnitt entwickelt wobei aber die Rebsorten-Mischung lokal etwas unterschiedlich ist. Jedes Château hat sein eigenes Rezept der Mischung und Vinifikation, das sorgsam gehütet wird. In Bordeaux wird auch die Fassreifung in den 225-Liter-Fässern schon seit Jahrhunderten angewendet und der Barrique-Ausbau zu höchster Vollendung gebracht. Dieser Ausbau in Barriques hat sich weltweit durchgesetzt.

Rebflächen, Klima und Rebsorten

Der Bereich erstreckt sich über rund zwei Drittel des Départements Gironde mit einer Ausdehnung von 105 mal 130 Kilometern und einer Rebfläche von insgesamt 113.000 Hektar. Dies entspricht ungefähr der Gesamrebfläche von Deutschland. Nur im Süden und zum Meer gibt es keine Rebflächen. Das vom nahen Atlantik mit dem Golfstrom und den vielen Flussläufen geprägte Klima ist äußerst günstig für den Weinbau. Die Sommer ist nicht zu trocken oder zu heiß, der Herbst ist sonnig und der Winter mild und feucht. Der vorwiegend karge und steinige Kiesboden bewirkt, dass sich die Rebwurzeln bis zehn Meter und tiefer in den Boden graben müssen, um Wasser zu finden. Dadurch können sowohl Trocken- als auch Regenperioden besser überstanden werden. Der steinige Boden begünstigt die Entwässerung und dient außerdem als Wärmespeicher.

Das große Gebiet wird von Süden her durch die beiden Flüsse Garonne und Dordogne durchzogen. Diese vereinigen sich unterhalb der Stadt Bordeaux zum großen Mündungstrichter Gironde, der das Gebiet im Norden in zwei Bereiche teilt, die auch am bekanntesten sind. Dazu zählen auf der rechten bzw. östlichen Seite der Gironde die Appellationen Blaye - Côtes de Bordeaux, Côtes de Bourg, Fronsac, Pomerol und Saint-Émilion (auch als Rive droite = rechtes Ufer bezeichnet) sowie auf der linken bzw. westlichen Seite Médoc, Graves und Sauternes (auch als Rive gauche = linkes Ufer bezeichnet). Der südliche Teil des Médoc (Haut-Médoc = Hoch-Médoc) gilt als Prunkstück des Bordelais. Der nördliche Teil heißt Bas-Médoc (Nieder-Médoc).

Auch von den Rebsorten her gibt es signifikante Unterschiede. Allerdings gibt es beim schon oben erwähnten Bordeaux-Verschnitt verschiedene Ausprägungen. Auf der linken Seite dominieren die Rotweinsorten Cabernet Sauvignon, gefolgt von Merlot und kleineren Anteilen von Cabernet Franc und Petit Verdot. Die rechte Seite ist die Domäne des Merlot, gefolgt von den Weißweinsorten Sauvignon Blanc und Sémillon. Die beiden Cabernet-Sorten steuern die Tannine bei, die Merlot erbringt weichere Weine. Die drei roten Hauptsorten haben einen Anteil von 90% der Rotweinsorten. Bei den Weißweinen ist Sémillon mit über 50% die wichtigste Sorte, gefolgt von Sauvignon Blanc, Colombard, Muscadelle und Ugni Blanc (Trebbiano Toscano).

Bordeaux-Sorten - Cabernet Sauvignon, Sauvignon Blanc, Merlot, Sémillon, Cabernet Franc

Appellationen

Die Bedeutung des Weinbaus bezeugt eindrucksvoll, dass in über 500 von den 542 Gemeinden Wein produziert wird. Grundsätzlich wird jedes Weingut, unabhängig von der Größe, der baulichen Gegebenheit oder der Qualität des dort gekelterten Weines, als Château (Schloss) bezeichnet. In nicht wenigen davon (aber bei weitem nicht in allen) stehen aber auch tatsächlich schlossähnliche Gebäude. Das weitverzweigte Familien-Imperium der Lurton ist der größte Besitzer an Weingütern. Es werden fast ausschließlich AOP-Weine mit 65 Appellations-Bezeichnungen erzeugt (98%), über ein Viertel der Weinproduktion Frankreichs stammt von hier. Damit ist Bordeaux das weltweit größte Gebiet für Qualitätsweine.

Château Pichon-Longueville Baron / Château Margaux

Ein Großteil wird unter den regionalen Bezeichnungen vermarktet. Dies gilt für alle AOP-Weine aus dem Département Gironde. Sie können ein Gemisch von zugelassenen Trauben aus der gesamten Region sein. Dies sind Bordeaux (Rouge, Blanc), Bordeaux sec (Weißwein mit Restzucker unter 4 g/l), Bordeaux Rosé, Bordeaux Clairet (heller Rotwein) und Crémant de Bordeaux (Schaumwein). Die erfolgreichsten Markenweine unter AOP Bordeaux sind der „Dourthe No. 1“ von Dourthe-Kressmann, der „Sirius“ von Sichel, der „Michel Lynch“ vom Château Lynch-Bages, der „Maître d’Estournel“ vom Château Cos d’Estournel sowie der  absolute Spitzenreiter und weltweite Exportschlager Mouton Cadet vom berühmten Château Mouton-Rothschild

Bordeaux - Karte

Rebsorten: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)
Karte: Von Domenico-de-ga aus der Wikipedia, CC BY-SA 3.0, Link 
Veränderungen vom Original durch Norbert Tischelmayer 2019

In diesem Bereich finden Sie
aktuell 165.225 Weine und 25.033 Produzenten, davon 3.160 klassifizierte Produzenten.
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