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Regionen

Umfassende Beschreibung aller europäischen Anbaugebiete, ihrer Rebsorten, Traditionen und gesetzlichen Regeln mit Karten.

Frankreich - Beschreibung

Die Republik Frankreich mit der Hauptstadt Paris umfasst 632.734 km². Es ist ein interkontinentaler Staat in Westeuropa mit Überseegebieten. Das Staatsgebiet befindet sich auf allen Kontinenten mit Ausnahme von Asien. Der europäische Teil des Staatsgebietes (France métropolitaine) umfasst 543.940 km² (85%) und grenzt im Südwesten an Spanien und Andorra, im Norden und im Osten an Belgien, Luxemburg, Deutschland, die Schweiz und Italien sowie im Südosten an Monaco. Die Insel Korsika (8.760 km²) ist eine französische Gebietskörperschaft mit Sonderstatus. Sie liegt deutlich näher an Italien als Frankreich.

Frankreich - politische Karte

Die außerhalb vom Kernland liegenden überseeischen Gebiete werden als „Départements et régions d’outre-mer“ (DOM) bezeichnet und umfassen 88.794  km² (etwa wie Österreich). Es handelt es sich um ehemalige französische Kolonien. Das sind Guadeloupe und Martinique (Inselgruppen in der Karibik), Französisch-Guayana (im Norden von Südamerika am Atlantik zwischen Brasilien und Suriname), Réunion (Insel im Indischen Ozean) und Mayotte (Insel nordwestlich von Madagaskar).

Das Land ist verwaltungsmäßig in 23 Regionen mit insgesamt 101 (davon 96 in Europa) Départements gegliedert. Einen nennenswerten Weinbau gibt es verständlicherweise nur im europäischen Bereich. Die Weinbaugebiete sind ziemlich gleichmäßig über drei Viertel der Oberfläche verteilt, vor allem entlang der vielen Gewässer (siehe dann weiter unten). 

Historie

Frankreich ist gegenüber Griechenland und Italien ein relativ junges Weinbauland. Die ersten Weinreben brachten im 6. Jahrhundert v. Chr. die Griechen, die Massalia (lat. Massillia = Marseille) im Südwesten an der Mittelmeerküste gründeten. Zu dieser Zeit wurde das später von den Römern als Gallien bezeichnete Land von verschiedenen Stämmen der Kelten (Allobroger, Ambianer, Arverner, Bituriger, Cenomanen u. a. in Frankreich, Noriker in Bayern und Österreich) bewohnt.

Es entwickelte sich ein reger Handel und die Griechen deckten den Bedarf. Als diese im 5. Jahrhundert in die Poebene einwanderten, lernten sie den italienischen Wein kennen und begannen diesen zu importieren. Die Franzosen konsumierten also schon lange Wein, bevor sie begannen, selbst in großem Umfang welchen anzubauen. Die Eroberung Galliens durch Julius Cäsar (100-44 v. Chr.) führte zur systematischen Verbreitung im 1. Jahrhundert im Rhônetal, im 2. Jahrhundert in Burgund und Bordeaux und im 3. Jahrhundert an der Loire. Der römische Kaiser Marcus Aurelius Probus (232-282) hob das Verbot von Kaiser Domitian (51-96) auf und befahl Mitte des 3. Jahrhunderts die Anpflanzung von Reben in ganz Gallien.

Frankreich - Probus und Karl der Große

Karl der Große

Der König der Franken und spätere Kaiser Karl der Große (742-814) hat durch seine Verordnungen entscheidende Impulse für den Weinbau im heutigen Frankreich gegeben. Im Kloster Cîteaux im Burgund wurde im Jahre 1098 der katholische Orden der Zisterzienser gegründet, der sich rasch über ganz Europa ausbreitete. Die Mönche perfektionierten den Weinbau hinsichtlich Bodentyp-Auswahl, Rebsorten-Selektion und Weinherstellung, was sich in ganz Europa auswirkte. Aber ebenso Bedeutendes für den Weinbau leistete der Orden der Benediktiner, deren berühmtestes Mitglied wohl Dom Pierre Pérignon (1638-1715) war, der „Erfinder“ der Assemblage, des kunstvollen Verschneidens von Weinen. Erwähnenswert ist auch, dass der Wein im französischen Revolutions-Kalender berücksichtigt wurde, der September erhielt den Namen Vendèmiaire (Weinmonat).

Bordeaux-Klassifizierung

Im Jahre 1855 fand die berühmte Bordeaux-Klassifizierung statt. Dies hatte großen Einfluss auf die späteren Qualitätsklassen-Systeme, die in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich sind. Kurz danach war das Land der Ausgangspunkt der größten und umfassendsten Katastrophe in der Geschichte des Weinbaus, als ab den 1860er-Jahren die Reblaus sowie Echter und Falscher Mehltau ihren Vernichtungsfeldzug über ganz Europa starteten. Besonders Frankreich war stark betroffen, über drei Fünftel (700.000 Hektar) der Rebflächen wurden zerstört. Zum gleichen Zeitpunkt aber setzten die „Goldenen Jahre des Bordeaux“ ein Zeichen für einen Neubeginn, als man im Médoc in großem Stil Weingärten anlegte.

Begriff des Terroirs

In Frankreich wurde frühzeitig erkannt, dass auf einem bestimmten Boden, unter Einfluss des dortigen Kleinklimas, sowie speziell dafür ausgewählter Rebsorten ein Wein mit unverwechselbarer Charakteristik entsteht. Dewn Grundstein legten bereits im Mitttelalter die Zisterzienser. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts wurde dafür der Begriff Terroir geprägt. Der Weingutsbesitzer Pierre Le Roy de Boiseaumarié (1890-1967) beschrieb in den 1920er-Jahren die idealen Rebsorten für den Châteauneuf-du-Pape auf Grund des dort typischen Bodens und Klimas in einem von ihm definierten Gebiet. Weitere Impulse gab Joseph Capus (1868-1947), der gemeinsam mit Boiseaumarié als Initiator des Appellationsystems gilt.

Weinbaugebiete

Frankreich hat als erstes Land seine Weinbaugebiete geographisch erfasst. Dies geschah durch Festlegen von gesetzlich gültigen Gebieten und Grenzen, von denen die spezifische Qualität eines Weines klar abgeleitet werden kann. Diese ist durch die betreffende Appellation eindeutig und unverwechselbar. Je besser ein Wein, desto genauer die Bestimmungen und in der Regel desto kleiner der Bereich. Das besondere System der „kontrollierten Herkunft“ ist unter Appellation d’Origine Protégée beschrieben; kontrolliert wird es durch die Behörde INAO. Die Weinbaugebiete befinden sich vor allem entlang der vielen Flüsse wie Dordogne, Garonne, Gironde, Loire und Rhône, sowie deren zahlreichen Nebenflüsse. Unter Schutz und Aufsicht der INAO gibt es rund 400 AOP-Bereiche (Qualitätsweine) sowie rund 100 IGP-Bereiche (Landweine). Im Gegensatz zu Italien (wo dies zu 100% identisch ist) gibt es bei den Weinbauregionen kaum eine Übereinstimmung mit den politischen Grenzen:

Frankreich - Karte von Frankreich und Bordeauzx

Weinbau-Region

Départements

Hauptorte   

 Hektar

Armagnac Gers, Landes, Lot-et-Garonne Auch 12.000
Bordeaux Gironde Bordeaux 113.000
Burgund Côte d’Or, Saône-et-Loire, Nièvre, Sâone-et-Loire  Dijon 40.000
Champagne Ardennes, Aube, Marne, Haute-Marne  Épernay, Reims 34.000
Cognac Charente Cognac 75.000
Elsass Bas-Rhin, Haut-Rhin Straßburg 15.000
Jura Jura Lons-le-Saunier 1.900
Korsika Corse-du-Sud, Haute-Corse Ajaccio 7.500
Languedoc Ardèche, Ariège, Aveyron, Haute-Loire, Gard, Gers, Hautes-Pyrénées, Hérault, Lot, Lòzere, Tarn, Tarn-et-Garonne, Pyrénées-Orientales   Montpellier, Toulouse 201.000
Loire Loire-Atlantique, Maine-et-Loire, Mayenne, Sarthe, Vendée Angers, Nantes, Saumur 70.000
Lothringen Meurthe-et-Moselle, Meuse, Moselle, Vosges Metz 125
Provence Alpes-de-Haute-Provence, Bouches-du-Rhône, Var, Vaucluse,
Hautes-Alpes, Alpes-Maritimes
Aix-en-Provence, Avignon, Marseille, Nizza 25.000
Rhône Ain, Ardèche, Drôme, Isère, Loire, Rhône, Savoie, Haute-Savoie Lyon, Montélimar 80.000
Roussillon  Pyrénées-Orientales Perpignan 23.000
Savoyen  Haute-Savoie, Savoie  Chambéry 2.100
Südwest-Frankreich Arriège, Aude, Aveyron, Cantal, Charente, Charente-Maritim, Dordogne, Gers, Gironde, Hautes-Pyrénées, Landes, Lot, Lot-et-Garonne,  
Pyrénées-Atlantiques, Tarn
Angoulême, Carcassonne, Montauban 160.000

 

Rebsorten und Rebflächen

Bezüglich Rebsorten herrschen unterschiedliche Philosophien bzw. Stilrichtungen vor. Im Süden und Südwesten, vor allem im Bordeaux, werden speziell die Rotweine aus mehreren Sorten gemischt, das sind die klassischen Cuvées, für die es den Begriff Bordeaux-Verschnitt gibt. In den nördlicheren Gebieten hingegen wie Chablis, Elsass, Loire, Savoyen und vor allem im Burgund werden die Weine zumeist sortenrein aus einer Rebsorte gekeltert. Besonders im Burgund sind das Lagen- und das damit zusammenhängende Klassifizierungs-System besonders ausgeprägt. Im Rahmen von Rodungsprogrammen der EU wurden im Zeitraum 1988 bis 2010 rund 180.000 Hektar Rebfläche gerodet. Davon betroffen war vor allem Languedoc-Roussillon. 

Es gibt 70.000 Weinbaubetriebe mit durchschnittlich neun Hektar Rebfläche. Rund 45% verarbeiten die Trauben selber und erzeugen 55% der Produktion, der Rest liefert an Winzergenossenschaften. Es werden 45% Rotweine, 43% Weißweine (Großteil in Branntwein) und 12 % Roséweine produziert. Rund 62% sind AOP-Weine, 18% IGP-Weine und 20% Vin de France. 

Im Jahre 2022 umfassten die Weinberge 795.286 Hektar Rebfläche und die Wein-Produktionsmengen 45,6 Millionen Hektoliter. Damit liegt Frankreich im weltweiten Spitzenfeld. Der Rebsortenspiegel mit den Top-50 (Statistik Kym Anderson):

Rebsorte Farbe Synonyme bzw. französischer Name Hektar
Merlot rot - 108.483
Trebbiano Toscano weiß Ugni Blanc 78.842
Garnacha Tinta rot Grenache Noir 78.631
Syrah rot - 62.211
Chardonnay weiß - 47.451
Cabernet Sauvignon rot - 46.555
Cabernet Franc rot - 32.327
Mazuelo rot Carignan 31.760
Pinot Noir rot - 31.602
Sauvignon Blanc weiß - 28.084
Gamay rot Gamay Noir 24.095
Cinsaut rot Picardan Noir 15.930
Pinot Meunier rot - 12.130
Sémillon weiß - 10.234
Melon de Bourgogne weiß Melon 9.550
Chenin Blanc weiß - 9.432
Viognier weiß - 8.823
Monastrell rot Mourvèdre 8.754
Colombard weiß - 8.441
Muscat Blanc / Muskateller weiß - 7.333
Cot rot Côt, Malbec, Pressac 6.100
Garnacha Blanca weiß Grenache Blanc 5.130
Vermentino weiß Rollé 4.642
Riesling weiß - 4.025
Marselan rot - 3.662
Gewürztraminer / Traminer weiß Gentil Rose Aromatique, Savagnin Blanc 3.320
Caladoc rot - 3.062
Gros Manseng weiß - 3.046
Pinot Gris weiß - 2.867
Alicante Henri Bouschet rot Alicante Bouschet 2.607
Tannat rot - 2.513
Muscat d’Alexandrie weiß - 2.462
Auxerrois weiß Auxerrois Blanc 2.409
Muscat d’Hamburg rot - 2.325
Clairette weiß Blanquette, Clairet, Clairette Blanche 2.042
Grolleau Noir rot - 1.949
Aligoté weiß - 1.927
Roussanne weiß Petite Roussette, Roussanne Blanc 1.831
Macabeo weiß Maccabéo 1.657
Piquepoul Blanc weiß Picboul, Picpoul de Pinet  1.564
Folle Blanche weiß - 1.554
Mauzac Blanc weiß Mauzac, Mausac 1.526
Sangiovese rot - 1.503
Fer rot Fer Servadou 1.502
Marsanne weiß Marsanne Blanche, Roussette Grosse 1.484
Muscadelle weiß - 1.412
Garnacha Roja weiß Grenache Gris 1.253
Petit Manseng weiß Manseng Blanc, 1.247
Pinot Blanc weiß Auvernat Blanc 1.181
Aramon Noir rot - 1.167

 

Weinkategorien / Qualitätsstufen

Im August 2009 wurde die EU-Weinmarktordnung mit grundlegenden Änderungen der Weinbezeichnungen und Qualitätsstufen gültig. Die Bezeichnung AOC darf alternativ weiterhin verwendet werden. Die drei Qualitätsstufen sind (siehe dazu auch detailliert unter Qualitätssystem):

Vin de France (Vins sans Indication Géographique)

Weine ohne geographische Angabe. Sie ersetzte die frühere Bezeichnung Vin de table. Dafür sind Rebsorten aus ganz Frankreich zulässig. Es gibt Weine ohne und mit Angabe von Rebsorten und/oder Jahrgang. Zuständig ist nicht wie bei den Qualitätsweinen und Landweinen die INAO, sondern der Verband Anivin de France.

IGP (Indication Géographique Protégée)

Weine mit geschützter geographischer Angabe. Ersetzte die frühere Bezeichnung Vin de pays. Die Weine unterliegen weniger strengen Produktions-Richtlinien. Zwar sind empfohlene Rebsorten und Maximalerträge definiert, aber es gibt mehr Freiraum als bei AOP. Es können auch andere Rebsorten als die empfohlenen verwendet werden. Es wird nach der Größe bzw. dem Umfang hierarchisch unterschieden in IGP régionales, IGP départementales und IGP de petites zones. Die sechs größten regionalen IGP-Bereiche sind Atlantique, Comté Tolosan, Comtés Rhodaniens, Méditerranée, Pays d’Oc und Val de Loire.

VDQS (Vin Délimité de Qualité Supérieure)

Die Stufe wurde im Jahre 1949 als Vorstufe für den AOC-Rang geschaffen. Die Produktions-Richtlinien müssen nun nach AOP-Standards aufbereitet und der Bezug zum Terroir nachgewiesen werden. Diese Weine wurden damit zu AOP hochklassifiziert.

AOP (Appellation d’Origine Protégée) oder
AOC (Appellation d’Origine Contrôlée)

Die neue Spitze der Qualitätspyramide. Gegenüber dem alten AOC wurden die Kontrollen durch unabhängige Gremien verstärkt. Es gibt die drei Stufen AOP Cru (Weine aus einem Weingut, Lage oder Parzelle), AOP kommunal (Weine aus einer Gemeinde) und AOP regional (Weine aus einer Region). Siehe dazu detailliert unter Appellation d’Origine Protégée.

Spezielle Klassifikations-Systeme

Zusätzlich zu den EU-konformen Qualitätsstufen gibt es in Frankreich zum Teil verwirrende Klassifizierungs-Systeme, die von Region zu Region unterschiedlich sind. Das sind die Bordeaux-Klassifizierung für Médoc und Sauternes aus dem Jahre 1855, die Burgund-Klassifizierung, sowie die in regelmäßigen Zeitabständen durchgeführten Klassifizierungen von Graves und Saint-Émilion. Siehe dazu eine komplette Aufstellung unter Grand Cru.

Institutionen und Gremien

Einflussreiche französische Weinautoren bzw. Weinkritiker sind bzw. waren Michel Bettane, Guy Bonnefoit, Pierre Brejoux, Thierry Desseauve, Patrick Dussert-Gerber, Odette Kahn, Alexis Lichine, Émile Peynaud, Olivier Poussier, André Simon und Christian Vanneque. Zu den wichtigsten Weinmagazinen bzw. Weinführern zählen die vier Werke Guide des Vins, Hachette, Le Guide des Meilleurs Vins de France und Le Grand Guide des Vins.

Neben nationalen gibt es auch einige wichtige internationale Weinbau-Institutionen mit Hauptsitz in Frankreich für Forschung und Entwicklung, Standards und Normen sowie Berufsvertretungen. Das sind CPVO (Community Plant Variety Office), FIJEV (Federation Internationale des Journalistes et Ecrivains des Vins et Spiritueux), IFV (Institut Français de la Vigne et du Vin), INAO (Institut National des Appellations d’Origine), INRAE (Institut national de recherche pour l'agriculture, l'alimentation et l'environnement), ISVV (Institut des Sciences de la Vigne et du Vin), OIV (Organisation Internationale de la Vigne et du Vin) und UPOV (Union internationale pour la Protection des Obtentions Végétales).

Frenkreich Karte: von TUBS - adaptiert, CC BY-SA 3.0, Link
Probus
: Geschichte Wien WIKI 
Karl der Große
: Von Albrecht Dürer - Gemeinfrei, Link
Frankreich
: Von French vineyardsFrance blank
Eric Gaba (Sting - fr:Sting) derivative work: Sdaubert (talk)
derivative work: Furfur (talk), CC BY-SA 2.5, Link
Bordeaux: Von Domenico-de-ga, CC BY-SA 3.0, Link

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